Beim Gedanken an Griechenland hat wohl fast jeder Mensch in Europa sofort Bilder im Kopf. Schließlich ist das antike Griechenland wichtiger Teil eines jeden Geschichtsbuchs. Die attische Demokratie gilt als frühes Vorbild der heutigen demokratischen Systeme, Olympia steht für die Welt des friedlichen sportlichen Wettkampfs und die Schriften der antiken Philosophen prägten seit Sokrates das europäische Denken und die Wissenschaft. Schülerinnen und Schüler aller Nationen und Sprachen an der Europäischen Schule München haben im Rahmen ihres Unterrichts selbstverständlich immer wieder Berührungspunkte mit Griechenland und dem Griechischen. Doch besonders intensiv beschäftigt sich natürlich der Unterricht für Schülerinnen und Schüler mit Erstsprache Griechisch mit diesem Land, seiner Kultur und seiner Sprache.
Worte mit griechischen Wurzeln finden sich in fast allen europäischen Sprachen. Es ist kaum möglich, sich die heutige westliche Zivilisation ohne diese griechische Sprache vorzustellen. Das Griechische ist die Sprache der antiken Literatur und Philosophie, der Medizin, der Mathematik und der Naturwissenschaften und als Sprache der ältesten europäischen Bibel-Übersetzung ist es auch die Sprache der Theologie. Griechische und zypriotische Schülerinnen und Schüler sind an der Europäischen Schule München im Laufe ihrer Schulkarriere unterschiedlich organisiert. Im Kindergarten und in der Höheren Schule sind sie Teil der SWALS, der Students without a language section, wie die internationale Sektion an den Europäischen Schulen offiziell genannt wird. Sie sind bei einer der größeren Sprachsektionen eingeschrieben und erhalten zusätzlichen Unterricht, in dem sie die griechische Sprache, die Geschichte des Landes und seine Kultur lernen. In der Grundschule sind sie Teil der Griechischen Sprachsektion. Der gesamte Unterricht, abgesehen von der Zweitsprache, findet in der Grundschule auf Griechisch statt. Ab der Jahrgangsstufe S2 können Schülerinnen und Schüler mit Griechisch als erster Sprache zudem Altgriechisch als Wahlfach belegen. Ab S4 können auch alle anderen das Fach Altgriechisch wählen.
In Griechenland studieren Schüler seit 2500 Jahren Homers Epen. Sie kennen die Odyssee und die Ilias, die Geschichten über den trojanischen Krieg und die Irrfahrt vor Odysseus‘ Rückkehr in seine Heimat Ithaka. Griechische Schülerinnen und Schüler an der Europäischen Schule München lernen diese Texte auch heute noch kennen, ebenso wie die vielfältige antike griechischen Mythologie. Doch der Griechischunterricht ist keinesfalls nur der Antike verschrieben. Auch zeitgenössische Literatur steht auf dem Lehrplan: Griechische Kinder- und Jugendliteratur, etwa von Vangelis Iliopoulos oder Rodoula Pappa, in der Grundschule, und später in der Höheren Schule zunehmend Werke der griechischen Literaturgeschichte von Literaturnobelpreisträgern wie Odysseas Elytis und Giorgos Seferis sowie von bedeutenden Schriftstellern wie Konstantinos Kavafis Cavafy oder Nikos Kazantzakis und vielen anderen.
Seferis beschrieb Griechenland in seiner Rede zum Literaturnobelpreis 1963 erst ganz bescheiden als „eine felsige Landzunge im Mittelmeer“, um anschließend an die reiche, lange und kontinuierliche Tradition des Griechischen zu erinnern: „Diese Tradition ist geprägt von der Liebe zum Menschen“, so der Literat. Die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, ist auch ein zentrales Element der Bildungsphilosophie an der Europäischen Schule München. Die Beschäftigung mit klassischen Werken der alten griechischen Philosophen vermittelt Werte, die bis heute ein essenzieller Teil der europäischen Zivilisation und Kultur sind. Universelle Bildung ist heute wie damals Grundlage zur gesellschaftlichen Teilhabe.
Und so lernen die Schülerinnen und Schüler die Geografie dieser „Landzunge im Mittelmeer“ kennen, vom südlichen Balkan über die Halbinsel Peloponnes bis zu den über 3000 Inseln. Sie erfahren, wie die lange und vielseitige Geschichte Griechenlands Europa beeinflusst hat, begonnen beim griechischen Mythos der Entführung der Königstochter Europa durch den Gott Zeus. Sie begegnen Griechenland sowohl im Land selbst, als auch hier in München, etwa durch die Beschäftigung mit den klassizistischen Bauwerken der Stadt und den zahlreichen Orten griechisch-bayerischer Verbundenheit. Ob man die antike Polis als Wurzel des Worts Politik herleitet, den Satz des Pythagoras im Matheunterricht lernt, sich einem humanistischen Weltbild verbunden fühlt oder nach der Lösung einer kniffeligen Hausaufgabe laut „Heureka!“ ruft. An griechischen Einflüssen kommt während der Schulzeit und auch danach niemand vorbei.
Steckbrief Griechenland
- Hauptstadt: Athen
- Einwohnerzahl: 10,7 Millionen (2021)
- Nationalfeiertag: 25. März
- Beitritt zur EU: 1981
- Das europäische Motto „In Vielfalt vereint“ lautet auf Griechisch „Ενωμένοι στην πολυμορφία“
- Schülerinnen und Schüler mit Griechischer Staatsbürgerschaft im System der Europäischen Schulen: 1207,33 (2020)
- Diese griechische Redewendung sollte man kennen: „πάντα ῥεῖ“ (Panta rhei) – „Alles fließt“. Dem Philosophen Heraklit zugeschriebener Aphorismus, der bedeutet, dass sich alles in ständigem Wandel befindet.
