Zu den geisteswissenschaftlichen Unterrichtsfächern an der Höheren Schule zählen: Moral, Religion und Philosophie.

Der nicht konfessionsgebundene Moralunterricht soll den Schülern eine ethisch-moralische Bildung vermitteln, die auf der Gewissensfreiheit gründet und keiner philosophischen Richtung verpflichtet ist.

Dieser Unterricht steht folglich allen Schülern offen und will sie dazu anleiten, in zwangloser geistiger Auseinandersetzung und freier Gewissensentscheidung:

  • kohärente und klare Antworten zu suchen, dabei die Tatsachen genau zu beachten und rational zu denken,
  • eigenständig und verantwortungsbewusst Stellung zu nehmen und damit autonom und offen für andere zu werden,
  • eine authentische ethisch-moralische Haltung auszubilden, die die Fähigkeit, sich selbst in Frage zu stellen, einschließt; eine engagierte Haltung, die auf Toleranz gründet.

Der Lehrer setzt sich für Geist und Lernziele dieses Lehrplans ein, wobei er die Zielsetzung des nicht konfessionsgebundenen Moralunterrichts genau beachtet.

Bei der Wahl der Methoden verfügt der Lehrer über die größtmögliche Freiheit (Verwendung von Texten, Presseartikeln, Video, Schülerreferate, Arbeitsgruppen, Rollenspiele, Debatten, Exkursionen, Ausstellungen, Klärung von Werten usw.). Er soll die Diskussionskultur in der Klasse fördern: das aktive und tolerante Zuhören, die Beachtung der Diskussionsregeln, das Bemühen um Übereinstimmung oder wenigstens den Willen, sich konstruktiv auseinanderzusetzen, im Geiste einer humanistischen Pädagogik.

Die Schülerleistungen im Fach Moral werden in der 1. bis 3. Klasse mit einer Note bewertet und mit einer A- und einer B-Note in der 4. bis 7. Klasse. Die B-Note bezieht sich auf die erworbenen Kenntnisse und die Qualität der Argumentation. Die A-Note berücksichtigt darüber hinaus die aktive Mitarbeit im Unterricht.

Der an den Europäischen Schulen angebotene konfessionelle Religionsunterricht soll ein besonderes Bildungs- und Erziehungsangebot sein. Er soll Schülerinnen und Schülern eine Orientierungshilfe für ihre persönliche Entwicklung, sowie Kriterien zur Analyse der täglich zu treffenden Entscheidungen geben. Diese Kurse verfolgen das Ziel, den Jugendlichen zu helfen, ein durchdachtes und verantwortungsbewusstes Leben zu führen.

Der konfessionelle Religionsunterricht verwirklicht eine umfassende und auf Vielfalt angelegte Erziehung, welche zuallererst Sinnsuche und Herausforderung ist und im Sinne des Lissabonner Vertrages "aus dem kulturellen, religiösen und humanistischen Erbe Europas" schöpft.

Ziele

  • die Schüler mit den Traditionen und den Formen des christlichen Lebens (Glaubenslebens) vertraut zu machen,
  • Erwerb eines angemessenen Verständnisses der philosophischen und religiösen Sprache, sowie religiöser Symbole,
  • ein Verständnis für das Christentum, seiner historischen Entwicklung und den Zusammenhängen, besonders hinsichtlich der großen Menschheitsfragen, zu entwickeln,
  • eine verbindliche Reflexion über den Sinn der Berufung des Menschen im Allgemeinen und der Christen in Kirche und Welt von heute im Besonderen zu fördern,
  • Vermittlung eines Werterahmens, bei dem die Würde des Menschen und die Notwendigkeit zum Gemeinwohl beizutragen im Mittelpunkt steht,
  • das Interesse an einem Dialog, sowohl mit den Kultur- und Humanwissenschaften als auch mit anderen religiösen, philosophischen und moralischen Traditionen zu wecken,
  • die Universalität der christlichen Botschaft und deren vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten zu vermitteln,
  • die Notwendigkeit, eine Option für die Armen und Benachteiligten zu entwickeln.

Der Philosophieunterricht, im Gegensatz zum Hochschulstudium, richtet sich an Schüler, die sich zum Großteil nicht in Philosophie spezialisieren möchten, aus denen aber verantwortungsvolle und freie Menschen werden sollen, die in der Lage sind, ihr Verhalten und ihre Entscheidungen glaubwürdig zu rechtfertigen. Das Ziel des Unterrichts ist es, die Ausübung der Freiheit durch Entscheidungen zu lernen.

Philosophieren heißt

  • die grundlegenden Prinzipien des Denkens und des menschlichen Handelns zu reflektieren
  • Probleme zu analysieren
  • Argumentationen zu untersuchen und selbst zu entwickeln
  • sich mit grundlegenden Fragen des Lebens und des Menschseins zu beschäftigen
  • Wertvorstellungen zu prüfen und eigene zu entwickeln
  • unserenUmgang mit Natur und Technik kritisch zu überprüfen
  • sich mit sich selbst und der Welt auseinander zu setzen

Da die Philosophie zum intellektuellen und kulturellen Erbe Europas zählt, ist das Ziel des Unterrichts, die Entwicklung der Schüler zu jungen Europäern zu fördern, indem unterschiedliche Denkweisen diskutiert werden und damit ein Fundament für gegenseitiges Verständnis und Toleranz gelegt wird.

Die Zielsetzung des Philosophieunterrichts besteht nicht einfach darin, den Schülern Wissen über Geschichte und Philosophie zu vermitteln, sondern sie vielmehr anzuleiten, über die großen Fragen des Lebens und die Probleme der heutigen Gesellschaft nachzudenken und gleichzeitig ein sicheres Urteilsvermögen und einen kritischen und selbstkritischen Ansatz zu entwickeln.

Der Unterrichtsinhalt basiert auf Themen, aus denen grundlegende Probleme der Menschheit, sowohl individuelle als auch soziale, formuliert werden können. Die Themen sind nach analytischen Bereichen gruppiert. Sie sind anhand der gängigen philosophischen Disziplin konzipiert worden, von der sie jedoch unabhängig behandelt werden:

  • Anthropologie: der Mensch, die Natur und die Kultur
  • Metaphysik: die Suche nach dem Prinzip der Wirklichkeit
  • Ethik: der Mensch, das moralische und soziale Wesen
  • Erkenntnistheorie: die Bedingungen, Mittel und Grenzen des Wissens
  • Ästhetik: Kunst und der Begriff der Schönheit
  • Politische und rechtliche Philosophie: die Legitimität und die Grenzen der politischen Macht
  • Philosophie der Geschichte: Was bedeutet Geschichte?

Philosophie wird zwei- und vierstündig angeboten. Philosophie ist als zweistündiger Kurs für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtend. Im zweistündigen Philosophiekurs kann man sich mündlich, aber nicht schriftlich im BAC prüfen lassen. Es wird pro Semester ein doppelstündiger Test innerhalb des Semesters geschrieben.

Der Lehrplan fasst die oben genannten Gebiete für den zweistündigen Kurs in drei Themenbereiche zusammen:

Wahrnehmung, Wissen, Wahrheit mit den Fragestellungen

  • Was kann ich wissen? 
  • Welche Rolle spielen Sinne und Verstand/Vernunft? 
  • Warum mache ich Fehler?
  • Was sind Wahrheit, naive und wissenschaftlich begründete Gewissheiten?
  • Wie ist das Verhältnis von Schönheit, Kunst und Wahrheit?

Der Mensch, kulturelles und moralisches Wesen mit den Fragestellungen

  • Wer bin ich?
  • Was ist der Mensch als natürliches und kulturelles Wesen?
  • Warum existiere ich?
  • Habe ich ein Recht auf Glück?
  • Was ist der Sinn des Lebens?
  • Was sind meine Pflichten?
  • Was ist das Gute?
  • Was darf ich, die Endlichkeit und Unendlichkeit berücksichtigend, hoffen?
  • Sind die anderen wie ich?
  • Was sind kulturelle Identität und menschliche Kommunikation?

Gesellschaft und Politik mit den Fragestellungen

  • Warum muss ich das Gesetz beachten?
  • Wie werden Recht und Gesetze begründet?
  • Wer darf mich in meiner Freiheit einschränken (Begründung und Grenzen politischer Macht, Universalität der Menschenrechte)?
  • Warum streben wir nach Macht?
  • Wie ist das Verhältnis von Recht und das Verlangen nach Gerechtigkeit?

Im vierstündigen Philosophiekurs kann man sich mündlich oder schriftlich oder braucht sich, wenn man genügend weitere vierstündige Kurse hat, gar nicht prüfen zu lassen. Der vierstündige Philosophiekurs verlangt auch die Auseinandersetzung mit längeren philosophischen Schriften und ein gewisses Wissen über wichtige Philosophen. Er bearbeitet die drei oben genannten Themenbereiche intensiver und umfasst außerdem einen vierten Themenbereich "Natur und Technologie" mit den Unterbereichen:

  • Die wissenschaftliche und die ästhetische Vorstellung von Natur" - "Dürfen wir die Natur beherrschen?
  • Technologie und ökologische Rücksichtnahmen
  • Entwicklung, Wachstum und Fortschritt - Wie lassen sie sich in der Rückschau beurteilen?
  • Gibt es notwendigerweise einen Konflikt zwischen lokaler Kultur und der Globalisierung von Informationstechnologie, Wirtschaft und Ökologie?

Dem Lehrer steht es frei, die Reihenfolge der Themen festzulegen und sie zu ergänzen sowie Themenschwerpunkte seinem eigenen philosophischen Interesse gemäß bzw. dem der Schüler zu setzen. Es besteht die Möglichkeit, Themen innerhalb eines Bereiches oder interdisziplinär zu behandeln.

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