Klassenzimmer des Monats: Tschechisch

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In Deutschland kennt ihn jedes Kind aus der Fernsehsendung „Die Sendung mit der Maus“. In vielen anderen Ländern Europas und weltweit ist er ebenfalls ein Kinderstar. Schwarzes Fell, große Kulleraugen und eine rote Nase: Der kleine Maulwurf. In seiner tschechischen Heimat wird er Krteček genannt. Etwa 50 Kurzfilme hat der Zeichentrickfilmer Zdeněk Miler mit seiner berühmtesten Figur geschaffen. Und natürlich hat Krteček einen festen Platz im Klassenzimmer für den Tschechisch-Unterricht an der Grundschule der Europäischen Schule München.

Tschechisch gehört zu den slawischen Sprachen. Es ist unter anderem mit der slowakischen, polnischen, slowenischen oder sorbischen Sprache verwand. Da es an der Europäischen Schule München keine eigene tschechische Sprachsektion gibt, sind die tschechischen Schülerinnen und Schüler Teil der internationalen Sektion, der Students without a language section, kurz SWALS. Sie sind bei einer der größeren Sprachsektionen eingeschrieben und erhalten zusätzlich Tschechisch-Unterricht. Dort lernen sie nicht nur die Sprache, sondern auch die tschechische Geschichte, Kultur und Geographie kennen.

Auch ohne jemals Tschechisch gelernt zu haben, kennen die meisten Leute heute wenigstens ein tschechisches Wort: „Roboter“. Es stammt aus dem Drama „R.U.R - Rossumovi Univerzální Roboti“ des Schriftstellers Karel Čapek aus dem Jahr 1920. Dieses handelt von künstlichen Menschen, die zur Arbeit gezwungen werden und schließlich gegen ihre Erschaffer rebellieren. Der Vorläufer der modernen Science-Fiction wird in den höheren Klassenstufen von tschechischen Schülerinnen und Schülern immer noch gerne im Original gelesen.

Von München aus fährt man mit dem Auto etwa vier Stunden bis zur tschechischen Hauptstadt Prag – Praha auf Tschechisch. Sie liegt München somit etwas näher als die deutsche Hauptstadt Berlin. In der Schule lernen die Schülerinnen und Schüler natürlich die reiche Geschichte der Stadt und des Gebiets kennen, das heute die Tschechische Republik umfasst. Sie lernen unter anderem, dass Prag im 14. Jahrhundert unter Karel IV. (Karl IV.) zum Kaisersitz des Heiligen Römischen Reichs ernannt wurde und dass der Kaiser viele Bauten in der Stadt geprägt hat. Sie lernen vom Prager Fenstersturz, von der Gründung der Tschechoslowakei nach dem ersten Weltkrieg bis hin zu ihrer friedlichen Teilung nach dem Ende der Sowjetunion. Neben der ereignisreichen Geschichte des Landes lernen die Schulkinder auch die vielfältige Natur kennen, etwa den Böhmerwald – auf Tschechisch Šumava – an der Grenze zu Deutschland mit dem Berg Boubín, der inmitten eines der wenigen noch bestehenden Urwälder Europas liegt.

Die Klassenzimmer, in denen Tschechisch unterrichtet wird, schmücken viele Schaubilder und Landkarten. In der Grundschule helfen diese mit dem Erlernen Sprache und es gibt unter anderem Fotos vom Gründer der Tschechoslowakei Tomáš Masaryk und vom ersten Präsidenten der Tschechischen Republik Václav Havel, damit die Schulkinder sich die Personen besser merken können.

Neben der tschechischen Kultur spielt im Unterricht die europäische Dimension eine bedeutende Rolle. Die Verbundenheit Tschechiens mit den europäischen Nachbarländern zeigt sich nicht nur in der Geschichte des Landes, in der es stets auch viel kulturellen Austausch und gegenseitige Beeinflussung unter anderem zwischen Tschechen, Slowenen, Slowaken, Polen, Deutschen, Österreichern und Ungarn gab. Das tschechische Nationalgericht Vepřoknedlozelo kennt und liebt man auch in Bayern: Es ist eine Art Schweinebraten mit Knödeln und Sauerkraut.

Steckbrief Tschechische Republik

  • Hauptstadt: Prag (Praha)
  • Einwohnerzahl: 10,7 Millionen (2019)
  • Nationalfeiertag: 28. Oktober (Tag der tschechoslowakischen Unabhängigkeitserklärung 1918)
  • Beitritt zur EU: 2004
  • Das europäische Motto „In Vielfalt vereint“ lautet auf Tschechisch „Jednotná v rozmanitosti“.
  • Schülerinnen und Schüler mit tschechischer Staatsbürgerschaft im System der Europäischen Schulen: 573,91 (2020)
  • Diese tschechische Redewendung sollte man kennen: „Bez práce nejsou koláče“ – Ohne Arbeit keinen Kuchen.

Weitere Informationen:

In dieser Artikelreihe stellt die Europäische Schule München ein oder mehrere „Klassenzimmer des Monats“ vor. Ziel ist es, den oft liebevoll und aufwändig dekorierten Zimmern zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen und das Verständnis unter den verschiedenen Nationalitäten und Sprachen zu fördern. Das „Klassenzimmer des Monats“ ist kein Wettbewerb. Vielmehr sollen mit der Zeit alle Bereiche der ESM vorkommen. Die aktuelle Auswahl erfolgt nach dem Zufallsprinzip.