Konzert zum Abschied von Rudolph Ensing

Am Dienstag der vergangenen Woche feierte die Europäische Schule München den Abschied von ihrem Direktor Rudolph Ensing mit einem großen Benefizkonzert. Denn nach neun Jahren als Kopf der Schule geht Herr Ensing nach diesem Schuljahr in den Ruhestand. Zu diesem Anlass wünschte er sich ein Konzert. Am Schlusspunkt – oder besser: Am Ausrufezeichen! – seiner Karriere sollte dabei noch einmal der europäischen Diversität und der sozialen Dimension der Schule eine Bühne geboten werden. Ein Wunsch, den ihm die Musikabteilung und die Organisatorinnen und Organisatoren des Abends natürlich sehr gerne erfüllen.

Es sollte ein emotionaler Abend werden, ein Abend der Musik, aber natürlich auch der Reden. Für Rudolph Ensing ist es einer seiner letzten öffentlichen Auftritte als ESM-Direktor und natürlich hat er das erste Wort: „Mit euch allen zu arbeiten und zu leben, war für mich wirklich ein Privileg und eine Freude.“ Er blickt nicht nur auf „neun wunderbare Jahre in einem Gastland, in dem ich mich zuhause fühle“ zurück, sondern auf die vielen Stufen seiner Karriere, vom Lehrer, zum Inspektor bis eben zu seiner Tätigkeit in München. Die habe er mit einigen Idealen im Hinterkopf begonnen: Sein Ziel war ein positives Schulklima, gesamteuropäische Diversität, pädagogische Qualität und soziales Engagement zu fördern. Die Grußworte werden im Lauf des Abends belegen, dass Rudolph Ensing vieles davon erreicht und vor allem all diese Werte auch gelebt hat.

Doch zuerst zur Musik. „Wie sie wissen: Singen ist die Muttersprache aller Menschen“, leitet Ensing über. Es zeigt sich, wie vielseitig und talentiert die Chöre und Orchester der Europäischen Schule München sind. Da singt etwa der Grundschulchor der Europäischen Stunden „Love is All You Need“. Der Juniorchor der Höheren Schule bietet Karl Jenkins‘ „Adiemus“ dar, bei den Fantasiesilben des Texts spielt das Verständnis für die Sprache keine Rolle mehr. Orchester und Konzertchor der Höheren Schule können sowohl mit klassischer Oper wie Georges Bizets „Carmen“ als auch mit Popmusik von Lady Gaga überzeugen.

Zwischen den Musikbeiträgen verabschieden sich Wegbegleiter und berufliche Partner von Rudolph Ensing. Den Anfang macht Jessica Kikken von der Niederländischen Delegation des Oberstern Rates der Europäischen Schulen. Der scheidende Direktor sei „ein Mann des Wortes, in vielen Sprachen, ein Gentleman in der Diplomatie“, sagt sie und lobt besonders seinen unerschütterlichen Optimismus, den noch nicht einmal der Regen in Den Haag trüben könne. Im Namen des Europäischen Patentamts dankte Maria Castellanos Rudolph Ensing für die 9-jährige professionelle Zusammenarbeit und würdigte insbesondere sein Engagement für die europäischen Werte, sein Interesse an neuen Qualitätsinitiativen und sein aufrichtiges Interesse an Schulgeist und Klima. Auch der Vorsitzende der Elternvereinigung Jean-Luc Depuis wird Ensing in guter Erinnerung behalten.

Ein emotionaler Höhepunkt ist die Rede des Direktors der Höheren Schule, Anton Hrovath. Er erinnert sich an Rudolph Ensings herzliche Begrüßungen jeden Morgen am Eingang der Schule. Was Hrovath dabei überraschte, war, dass es nur zwei Worte benötigt, damit sich alle willkommen fühlen: Die Anrede „Liebe alle“. „Diese Worte drücken deine Denkweise, dein Gefühl, all deine Überzeugungen von der Schule, von der Schulgemeinschaft, vom Schulklima und vom Menschen als solchem aus“, richtet sich Anton Hrovath an seinen Kollegen: „Es ist dein Geist, der definitiv Bestand haben und fortgesetzt werden wird.“ Daher soll Rudolph Ensings „Liebe alle“ ganz wörtlich in Stein gemeißelt werden und im Schulfoyer auch weiterhin die Leute begrüßen.

Auch die Direktorin des Kindergartens und der Grundschule, Dr. Alexia Giannakopoulou, spricht zum Herzen. Sie erinnert daran, wie viele Leben von Schülern und Kollegen Direktor Ensing im Lauf seines Arbeitslebens schon beeinflusst hat. „In deinem täglichen Leben zeigst du, dass wir trotz unserer Unterschiede die Fähigkeit haben, einander in uns selbst zu sehen“, sagt sie ihm: „Du lehrst Liebe und Respekt und Freundlichkeit für die Schulgemeinschaft und das Gefühl, dass wir alle zusammengehören.“ Sie verspricht, dass man seinem Beispiel auch weiter folgen wird. Gut eine Woche nach dem Benefizkonzert steht nun auch fest, dass es eine personelle Kontinuität geben wird: Anton Hrovath wird ab dem kommenden Schuljahr in die Fußstapfen von Rudolph Ensing treten.

Nach dem Auftritt des Kammerchors der Höheren Schule, geben die weit angereisten Gäste Takaya Urakawa an der Geige und Mizuko Uchida am Piano Direktor Ensing die Ehre, unter anderem mit einer meisterhaften Interpretation des irischen Abschiedslieds „Londonderry Air“. Das gemeinsame Ensemble der ESM mit Schülerinnen und Schülern aller Altersstufen überrascht, indem es vom Programm abweicht und seinem Direktor das Segnungslied „God be with you till we meet again“ in dessen Muttersprache Niederländisch vorträgt: Ga met God en Hij zal met je zijn.

Zum Abschluss erfüllen die Musikerinnen und Musiker Rudolph Ensing auch noch seinen persönlichen Liedwunsch, Mark Hayes Song „Ubuntu“. Ubuntu bezeichnet eine südafrikanische Philosophie, erklärte Ensing bereits in seiner Rede am Anfang: „Kurz gesagt bedeutet das: Ein Mensch ist Mensch durch und wegen der anderen Menschen.“ Alleine könne niemand Mensch sein. „I am me because of you, and you are you because of me”, heißt es in dem Lied. Ubuntu könnte nicht nur die Überschrift dieses Abends sei, an dem der scheidende Direktor noch einmal in Gemeinschaft seiner Schule feiert. Das Wort steht auch für seine Verbundenheit mit den Menschen über die Schule und über Europa hinaus. Das Benefizkonzert fand nämlich zugunsten der südafrikanischen Organisation „Infinite Family“ statt. Diese unterstützt die Bildung sozial benachteiligter Kinder unter anderem durch ein Mentorenprogramm, Rudolph Ensing ist ihr seit langem verbunden. Durch die Großzügigkeit des Publikums kommen an diesem Abend rund 3500 Euro Spenden für „Infinite Family“ zusammen.

Der durch musikalische wie menschliche Qualitäten beeindruckende Abschiedsabend endet mit Standing Ovations für Rudolph Ensing. Die Europäische Schule München wird ihm verbunden bleiben und wünscht ihrem Direktor, dass er seine Schule im Ruhestand nicht zu sehr vermissen wird.