Klassenzimmer des Monats: Portugiesisch

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In der Nähe der portugiesischen Hauptstadt Lissabon liegt Cabo da Roca, der westlichste Punkt Kontinentaleuropas. „Hier, wo die Erde endet und das Meer beginnt”, wie der portugiesische Nationaldichter Luís de Camões den Ort beschrieb, endet aber keinesfalls der portugiesische Sprachraum. „Minha Pátria é a língua portuguesa“, sagte der Dichter Fernando Pessoa: „Mein Heimatland ist die portugiesische Sprache.“ Und mit dieser kann man sich an vielen Orten zuhause fühlen. Die meisten Portugiesisch sprechenden Menschen leben heute nicht Portugal, sondern in Brasilien. Und auch in Angola, Mosambik, Äquatorialguinea, Guinea-Bissau, Kap Verde, São Tomé und Príncipe, Macau und Osttimor ist Portugiesisch heute Amtssprache.

Die Sprache und die Literatur spielen eine außerordentlich wichtige Rolle in Portugal. Während die meisten Länder an ihren Nationalfeiertagen die Unabhängigkeit, Revolutionen oder Könige feiern, erinnert Portugal als einziges Land der Welt an einen Dichter, an Luís de Camões, der am 10. Juni 1580 gestorben sein soll. Portugiesisch ist als romanische Sprache mit den anderen Sprachen der iberischen Halbinsel, Spanisch und Katalanisch, verwandt. Portugiesen verstehen in der Regel spanisch gut. Außerdem ist der brasilianische Dialekt in Portugal sehr geläufig, denn im portugiesischen Fernsehen laufen viele Seifenopern aus Brasilien.

Portugiesische Schülerinnen und Schüler an der Europäischen Schule München sind Teil der SWALS, der Students without a language section, wie die internationale Sektion an den Europäischen Schulen offiziell genannt wird. Sie sind bei einer der größeren Sprachsektionen eingeschrieben und erhalten zusätzlichen Unterricht, in dem sie neben der portugiesischen Sprache die Geschichte des Landes und seine Kultur lernen.

Die Lehrpläne für Portugiesisch orientieren sich in der Grundschule und der Höheren Schule stark an der Literatur und der Geschichte Portugals. In der Grundschule lesen die Schulkinder zum Beispiel die Werke der Kinderbuchautorin Luísa Ducla Soares. „Tudo ao Contrário!“ (Alles im Gegenteil!) und „Poemas da Mentira e da verdade“ (Gedichte von der Lüge und der Wahrheit) sind bei Kindern beliebt, weil sie voller Humor, Fantasie und Freude am Wortspiel die Welt der Erwachsenen auf den Kopf stellen. Auch die Bücher der Autorin und Camões-Preisträgerin Sophia de Mello Breyner Andresen, wie etwa „A Menina do Mar“ (Das Meermädchen), gehören zum Pflichtprogramm für portugiesische Grundschülerinnen und -schüler. In der Höheren Schule liest man schließlich die Klassiker der portugiesischen Literatur: Den Vater des portugiesischen Theaters Gil Vicente, die epischen Lusiaden von Luís de Camões, Romane von Camilo Castelo Branco und auch anspruchsvolle zeitgenössische Literatur, etwa vom Literaturnobelpreisträger José Saramago.

Die Literatur ist dann auch häufig die Referenz, mit der sich Schülerinnen und Schüler die Geschichte erschließen. Von der Antike, über die Herrschaft der Mauren bis zur Zeit der Reconquista, vom portugiesischen Seefahrer-Weltreich bis zum modernen Portugal gibt es viel zu entdecken. Der Verbundenheit zur gesamten iberischen Halbinsel, zu anderen europäischen Ländern und zu anderen Teilen der Welt gilt dabei ein besonderes Augenmerk. Und natürlich lernen Schülerinnen und Schüler auch über die vielen anderen Dinge neben der Literatur, die Portugal und die portugiesischsprachige Welt besonders machen: Über Kunst und Architektur, portugiesische Musik wie den Fado, Film und Kulinarik, über die Wirtschaft und das politische System Portugals ebenso wie über den Sport mit den vielen portugiesischsprachigen Weltfußballern aus Portugal und Brasilien. Und nicht zuletzt geht es im Unterricht um Portugal als Teil der Europäischen Union und als wichtiger Schauplatz der europäischen Zusammenarbeit: Der Tratado de Lisboa, der Vertrag von Lissabon, wurde in der portugiesischen Hauptstadt unterzeichnet.

Steckbrief Portugal

  • Hauptstadt: Lissabon
  • Einwohnerzahl: 10,3 Millionen (2020)
  • Nationalfeiertag: 10. Juni
  • Beitritt zur EU: 1986
  • Das europäische Motto „In Vielfalt vereint“ lautet auf Portugiesisch „Unidos na diversidade“.
  • Schülerinnen und Schüler mit Portugiesischer Staatsbürgerschaft im System der Europäischen Schulen: 698,35 (2020)
  • Diese portugiesische Redewendung sollte man kennen: „Quem vê caras, não vê corações.” Wörtlich: „Wer Gesichter sieht, sieht keine Herzen“, sinngemäß: „Der Schein trügt” oder „Don’t judge a book by it’s cover”.

Weitere Informationen:

In dieser Artikelreihe stellt die Europäische Schule München ein oder mehrere „Klassenzimmer des Monats“ vor. Ziel ist es, den liebevoll und aufwändig dekorierten Zimmern zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen und das Verständnis unter den verschiedenen Nationalitäten und Sprachen zu fördern. Das „Klassenzimmer des Monats“ ist kein Wettbewerb. Vielmehr sollen mit der Zeit alle Bereiche der ESM vorkommen. Die aktuelle Auswahl erfolgt nach dem Zufallsprinzip.