Nicht nur in kalten Wintermonaten gehört es in Ungarn zum Alltag, dass man sich eine Auszeit in einer der zahlreichen Thermalbäder gönnt. Etwa 500 Spas und Thermen gibt es in dem mitteleuropäischen Land, mehr als 60 davon alleine in der Hauptstadt Budapest. Diese sind nicht nur Erholungsorte, sondern erzählen auch von der Geschichte Ungarns: Die frühesten Thermalbäder reichen bis in Römerzeit zurück, die meisten entstanden während der Herrschaft der Osmanen. Heute findet man in den Bädern nicht nur warmes Wasser, sondern auch unterschiedlichste Baustile, von türkischen Hamam-Einflüssen, über Jugendstil-Bauten bis zu moderner Architektur. Auch der mit über vier Hektar Fläche größte natürliche Thermalsee Europas, der Hévíz, liegt in Ungarn.
Ob einem in der Therme besonders gute Ideen kommen? Jedenfalls ist Ungarn auch ein Land der Erfinder. Der Mediziner und Chemiker Albert Szent-Györgyi erhielt den Medizin-Nobelpreis für seine Forschung zum Vitamin C. Ignaz Semmelweis gilt mit seiner Forschung zum Kindbettfieber als Pionier der evidenzbasierten Medizin und wurde später anerkennend „Retter der Mütter“ genannt. Und auch der elektrische Transformator, der Dynamo, der Drehkondensator, die Telefonzentrale, die Holografie, die Langspielplatte und das Farbfernsehen wurden von Ungarn erfunden oder miterfunden. Dem Mathematiker János Neumann, der sich nach seiner Emigration in die USA John von Neumann nannte, sind wichtige Grundlagen der Quantemechanik, Spieltheorie und Computerarchitektur zu verdanken. Eine ungarische Erfindung kennt heute jedes Kind: Den Zauberwürfel von Ernő Rubik.
Was Menschen außerhalb Ungarns wahrscheinlich wenig bewusst ist, ist, dass es in der ungarischen Geschichte begründet liegt, dass in Europa mittags die Kirchenglocken läuten: Papst Calixt III. lies das Mittagsläuten 1456 einführen, um an den Sieg der Ungarn über die Osmanen zu erinnern. Es gibt also auch über die ungarische Sprache hinaus viele Anknüpfpunkte zur Beschäftigung mit Ungarn im Unterricht. Im Ungarisch-Unterricht an der Europäischen Schule München lernen die Schülerinnen und Schüler neben der Sprache auch die vielseitige Natur, Kultur und Geschichte Ungarns kennen.
Das Ungarische ist eine Besonderheit in Europa, denn die Sprache ist nicht direkt mit den anderen europäischen Sprachen verwandt. Außerhalb Ungarns wird Ungarisch aus historischen Gründen auch in einigen Regionen der Nachbarländer gesprochen, vor allem in Rumänien, der Slowakei, Serbien, Kroatien und der Ukraine aber auch im österreichischen Burgenland wird zum Teil noch ungarisch gesprochen.
Ungarische Schülerinnen und Schüler an der Europäischen Schule München sind Teil der SWALS, der Students without a language section, wie die internationale Sektion an den Europäischen Schulen offiziell genannt wird. Sie sind bei einer der größeren Sprachsektionen eingeschrieben und erhalten zusätzlichen Unterricht, in dem sie die ungarische Sprache, Geschichte und Kultur von muttersprachlichen Lehrkräften lernen.
Der Ungarisch-Unterricht beginnt an der Europäischen Schule München bereits im Kindergarten. Die Kindergartenkinder beschäftigen sich hier mit ungarischen Märchen, Liedern, Tänzen und Bräuchen. In der Grundschule lernen die Schulkinder die Schriftsparche auch über ungarische Kinderliteratur, etwa von Kányádi Sándor, Arany János, Berg Judith und anderen. In der Höheren Schule liest man schließlich berühmte ungarische Literaten wie Petőfi Sándor, Kosztolányi Dezső, Ady Endre, Literaturnobelpreisträger Kertész Imre oder József Attila neben ungarischen Übersetzungen der Weltliteratur.
Die zweite wichtige Kunstform in Ungarn ist die Musik. Bedeutende Komponisten wie Béla Bartók und Franz Liszt sind hier geboren. Und wer am Musikunterricht teilnimmt – nicht nur am ungarischen – lernt vielleicht das Singen und Musizieren in Anlehnung an die Kodály-Methode, benannt nach dem Komponisten und Musikpädagogen Zoltán Kodály.
Steckbrief Ungarn
- Hauptstadt: Budapest
- Einwohnerzahl: 9,7 Millionen (2021)
- Nationalfeiertage: 15.März, 20. August und 23. Oktober
- Beitritt zur EU: 2004
- Das europäische Motto „In Vielfalt vereint“ lautet auf Ungarisch „Egység a sokféleségben“.
- Schülerinnen und Schüler mit Ungarischer Staatsbürgerschaft im System der Europäischen Schulen: 658,58 (2020)
- Diese ungarische Redewendung sollte man kennen: „Lassan járj, tovább érsz.” Wörtlich: „Geh langsam, dann kommst du weiter.” Ähnlich wie das Deutsche „In der Ruhe liegt die Kraft.” Überstürze nichts, dann wird es besser.